Kursangebote
Detailansicht

Warum ist es so schlimm, wenn mal ein paar Gramm Gurke oder Fleisch in der Tonne landen? |   Blog

Viele denken in dem Moment, in dem die zu braune Banane oder schrumpelige Karotte in der

Biotonne landet genau an das: eine braune Banane, ca. 120 Gramm. Eine Karotte vielleicht etwa 50

Gramm. Sind das wirklich so schlimme Mengen, die wir da an Lebensmittelabfall produzieren?

 

 

Was Du in der Hand hältst, ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit

Tatsächlich werfen wir deutlich mehr an "Gewicht" weg, als die tatsächlichen 50 Gramm Karotte.

Wir hatten in einem unserer ersten Blogeinträge schon erwähnt, dass es eben nicht nur rein um die
Masse geht, die wir oftmals sehr sorglos entsorgen, egal ob als ganzes Lebensmittel oder die sehr
großzügig beschnitte Karotte, das Grün der Tomate mit einem Viertel der roten Tomate etc.
Jedes Produkt, das wir konsumieren, trägt einen Rucksack. Man spricht auch vom ökologischen
Rucksack.
Er versinnbildlicht die Ressourcenmenge, die ein Produkt oder eine Dienstleistung im
Laufe des Lebenszyklusses verbraucht. Also von der Herstellung über die Nutzung bis hin zur
Entsorgung.
So wiegt ein Produkt selbst vielleicht nur ein paar Gramm, der "ökologische Rucksack", des es mit sich trägt, dagegen kann
beispielsweise so schwer sein, wie der/die Nutzer*in selbst.
Zurück geht das Konzept des ökologischen Rucksacks auf den Chemiker Friedrich Schmidt-Bleek, der
dies 1994 veröffentlichte.

Nach Schmidt-Bleek hat jedes Industrieprodukt bei uns im Schnitt 30 kg
„Natur“ im Rucksack. Seine Vorderung: deutlich weniger Materialverbauch bzw. nur so viel, wie
zukunftsfähig ist. (Er spricht von „Dematerialisierung der Wirtschaft“).1


Sein Konzept führt(e) auch zu Kritik, da dort nicht alles abgebildet werden kann. So fehlen im
Rucksack Beispielsweise negative Auswirkungen auf die Umwelt (durch Pestizide beispielsweise).
Wir sprechen hier von einer Möglichkeit, die Auswirkungen unseres Konsums zu verdeutlichen. Der ökologische Rucksack ist dabei als grober Anhaltspunkt zu verstehen, der sich eben auf einen bestimmten Teil, nämlich den Ressourcen- bzw. Naturverbrauch, konzentriert. Er dient als Augenöffner.
Er macht sehr deutlich, dass in unserer Banane deutlich mehr steckt, als wir sehen können. Punkte, die darüber hinausgehen, können wir selbst als Privatperson zwar nicht genau berechnen, uns darüber Gedanken machen und diese in die Gleichung mit einfügen, kann aber jede*r von uns. Für unser Beispielbanane hieße das etwa:

  • Anbau (inklusive Arbeitskraft, Wasser, Spritzmittel, Düngung, eventuell Rodung von Flächen, Auswirkungen auf den Boden, Auswirkungen auf die Biodiversität, Lebensraumverlust für einige Arten, gesundheitliche Auswirkungen auf Arbeitende…),
  • Ernte und Transport nach Europa (grün, auf Kühlschiffen, also Energie, Abreitskraft, Transportwege,...),
  • Nachreifungsprozess in Europa (in großen Anlagen, also wieder Energie, Arbeitskraft, etc.),
  • Transport zum Supermarkt,
  • Verkauf im Supermarkt,
  • Kauf und
  • Transport nach Hause sowie
  • Lagerung zu Hause (falls Du jemand bist, der Bananen im Kühlrschrank lagert)
  • Verarbeitung


Und genau deshalb landen eben nicht nur 120 Gramm in der Tonne. Sondern deutlich mehr an
„Gewicht“ -  und das auch noch völlig umsonst, wenn das Lebensmittel nicht einmal verzehrt wird.

 

Ein Kilogramm Rindfleisch beispielsweise schleppt einen 17 kg schweren ökologischen Rucksack mit
sich. Wenn ihr euch mal genauer ansehen wollt, was in diesem Rucksack steckt, klickt hier:

(Weiterleitung zum youtube-Video des Kanals "Schulfilme im Netz")

Ökobilanz Lebensmittel - Schulfilm - YouTube

 

Mehr verbrauchen, als nachwächst

Dass wir mehr Ressourcen verbrauchen, als uns eigentlich zur Verfügung stehen, zeigt uns jährlich
auch der „Earth overshoot day“. An diesem Tag haben wir alle natürlich Ressourcen, die sich in einem
Jahr regenerieren können, aufgebraucht. Dieser Tag ist seit 1970 vom Dezember in den Juli gerutscht2.

Dass das so dauerhaft nicht funktionieren kann, müsste eigentlich jedem/jeder von uns klar sein.

Wir leben weit über unsere Verhältnisse. Auch was unseren Nahrungsmittelkonsum angeht.

  • Wer sich mal einen Überblick über seinen eigenen kompletten Rucksack machen möchte, erhält einen ersten Anhaltspunkt über den Rechner: https://www.ressourcen-rechner.de/
  • Wer sich gerne im Detail, vielleicht auch für die eigenen Schüler*innen, mit dem Konzept und der Berechnung des ökologischen Rucksacks auseinandersetzen möchte, kann sich hier sogar im Detial mit Tabelle und Berechnungshilfe auseinandersetzen: https://wupperinst.org/themen/ressourcen/ressourcen-berechnen 4

 

Klar wird in jedem Fall, dass der Ressourcenverbrauch und die Auswirkungen bei der
Herstellung von Produkten in der Regel viel größer sind, als wir uns es eigentlich vorstellen können.
Umso wichtiger ist es, mit diesen bereits produzierten Produkten, wie auch unseren Lebensmitteln,
sparsam, verantwortlich und wertschätzend umzugehen.


Wenn wir die weltweite Lebensmittelverschwendung allein um 50% senken würden, könnten wir laut
WWF den World Overshoot day bereits wieder um 13 Tage verschieben!

Wenn wir dann zurückkämen zu einer größeren Wertschätzung für tierische Produkte und besonders
Fleisch und es nicht für selbstverständlich hielten, Fleisch und Wurst zum Teil sogar mehrmals am Tag
zu konsumieren, könnten wir mit einer Reduktion um 50% auch dadurch noch einmal 17 Tage
„gewinnen“.3


Ihr seht also, Lebensmittelwertschätzung und ein guter Umgang mit unseren Nahrungsmitteln
könnte einen deutlichen Unterschied machen!

Und bereits wenige Gramm weggeworfenes Essen sind einige Gramm  - oder eben eigentlich einige Kilogramm - zu viel!

 

 

 

 

 

Quelle 1: https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/schmidt_bleek_mips_konzept_971.htm

Quelle 2: https://greenwire.greenpeace.de/greenpeace-boeblingen-sindelfingen/veranstaltung/earth-overshoot-day-2021?BannerID=0818018015001047&gclid=EAIaIQobChMIh4fLjcXI9gIVFrTVCh1NKAm_EAAYASAAEgLY2PD_BwE

Quelle 3: https://www.wwf.de/earth-overshoot-day#:~:text=Der%20Earth%20Overshoot%20Day%20f%C3%A4llt,nachhaltig%20zur%20Verf%C3%BCgung%20stellen%20kann

Quelle 4:  MIPS berechnen - Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie (wupperinst.org)

 

Zurück

UmweltBildungsZentrum Oberschleichach

Pfarrer-Baumann-Straße 17 | 97514 Oberaurach
Tel: 09529.9222-0
Fax: 09529.9222-50
E-Mail: info@ubiz.de

Öffnungszeiten

Montag bis Donnerstag von 08:30 bis 12:00 Uhr
und 13:00 bis 16:00 Uhr
Freitag von 08:30 bis 12:00 Uhr